Allgemein, Ideen und Gedanken, Jammern, Positiv handeln

Defriending

 
Diesen Ausdruck habe ich heute zum ersten mal gehört. Und wahrscheinlich nicht zum letzten mal. Er ist aus meiner Sicht zufällig entstanden, in einem Gespräch über die Relevanz von Beiträgen und Bekanntschaften auf Facebook. Vielleicht gab es ihn schon. Defriending. Manchmal erfindet man unbewusst Dinge und Ausdrücke, die schon da waren. Egal – um das geht es jetzt gar nicht. Mir ist „Defriending“ einfach massiv eingefahren. Man stelle sich vor: Freundschaften werden mit einem Click gelöscht. Es gibt nichts zu sagen, konstruktives Feedback hat keinen Wert, die Sache wird unbesprochen ad acta gelegt. Zack und weg. Ohne Emotionen. Undo, delete, erase. Eine weitere, intimere Form von Feigheit, knapp eine Stufe unter der öffentlich gemachten Status-Änderung. Diese Häme wurde ja schon oft beschrieben und kritisiert. So easy wie Beziehungen heutzutage als Freundschaften deklariert und Liebesbeziehungen mit der halben Welt geteilt werden, so unverfroren werden sie wieder aufgelöst. Welchen Einfluss hat dies auf unseren inneren Dialog?

Vielleicht sollten wir uns einfach und ohne zu jammern auf eine neue Welt einstellen: Derelationing, Unemotioning, Reindividualising, Desharing – Name ist Programm. Interessant: Mit kleinen Wortverdrehungen können wir die Welt verändern: Reemotioning, Deindividualising, Resharing. Refriending – ein anderer Ansatz.

Auch ich lösche hin und wieder Kontakte aus meinem FB account, weil ich versuche, eine gewisse Logik ins System zu bringen: Generelles Interesse, Wertesychronisierung, Geben-und-Nehmen-Faktor, Themenrelevanz, etc. Doch mit der neuen Betrachtungsweise „Defriending“ schleicht sich da plötzlich ein ungutes Gefühl ein.

Ich werde mich in Zukunft darauf achten, wen ich als Freund bezeichne. Wie früher, wo die Kündigung einer Beziehung immerhin noch ein Gefühl auslöste.

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Glaubenssätze

Facebook

Wir haben ja jetzt alle „facebook“ Konten, oder nicht? Wer liest denn noch weblog Einträge? Sind die nicht zu lang und zu kompliziert, oft sogar anspruchsvoll und schwer verdaulich, oder zu seicht und nicht direkt im Job anwendbar? Kurznachrichtn wirken dagegen lustig und kurzweilig´. Auch, wenn mich facebook dauernd fragt: „Was machst Du gerade?“ Als ob das/der/die Gerade als einzige Möglichkeiten des Denkbaren existierten. Es könnte ja auch fragen: „krümmst Du Dich, was willst Du morgen tun, was hast Du gestern veranstaltet?“ Ich gebe jetzt die ultimative Antwort: Ich mache nichts gerade, selbst wenn ich wollte, ich könnte ja gar nichts gerade machen, weil es Gerade nicht geben kann (das wußte nicht nur Hundertwasser). Die Gerade ist eine mathematische Annahme, die ich nicht erfüllen kann. Weshalb also fragt mich facebook systematisch nach einer Unmöglichkeit? Will es, dass ich mir meiner Kleinheit und Ohnmächtigkeit bewußt werde? Soll ich jammern über meine Unfähigkeit, eine Unmöglichkeit zu erfüllen?

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