Falls das nicht klappt sind wir ganz schnell in der Mitte der Krise, „in der eigentlichen Entscheidungskrise beginnt sich das Problem zu strukturieren, weitere Ereignisse werden als Symbole oder Signale gewertet, die Beziehung von Ereignis (Ereignissen) und eigenen Werten wird offenbar; der eigene Apparat erscheint nun inadäquat und wird – meist nicht planmäßig, sondern durch Versuch und Irrtum, oder durch ad-hoc Regelungen umgebaut.“ Bühl S. 31
In dieser Phase werden gut meinende Anbieter neuer Informationsverarbeitungs- und Entscheidungsprozesse oft frustriert. Denn mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit und Untauglichkeit des eigenen Entscheidungsapparates werden die bereits in der Vorkrise vorgestellten und kennengelernten neuen Methoden gleich mit verworfen. In dem so beliebten Spiel des „namedroppings“ sind bereits in der Vorkrise alle relevanten Begriffe gefallen. Diese Begriffe, Worte und Bezeichnungen werden nun mit den Prozessen, die sie beschreiben gleichgesetzt und fallen einer gründlichen Herabsetzung zum Opfer. Es herrscht die Meinung, mit den Worten seien auch die bezeichneten Prozesse bekannt, nach dem Motto: wenn ich’s aussprechen kann, kenne ich’s auch. Hier findet noch vor der Kapitalentwertung eine systematische Bedeutungsentwertung statt. In dieser Phase, in der es auf die „richtige“ Entscheidung anzukommen scheint werden dann abstraktere, gern auch magisch-religiöse Methoden wieder angenommen und in ihrer Wirksamkeit verherrlicht. Es beginnt eine Suche nach dem „Richtigen“. Vielfalt wirkt hier verwirrend, die Sehnsüchte richte sich auf Eindeutigkeit und hierarchische Kompetenz.
Die etwas ziellose Suche nach eindeutig strukturierten Entscheidungsprozessen, den „richtigen“ Entscheidungen füllt oft den Zeitraum bis zur Nachrkise. Ein eigentliches Konzept zur Krisenbewältigung wird nicht erstellt, es werden vor allem Kombinationen aus rational-idealistischen Erwartungen, Hilfen von außen, staatliche Allianzen etc.. eingeübt und damit wird die Zeit bis zur Nachkrise überbrückt.
Insgesamt erfolgt eine weit weniger handlungsorientierte Verbesserung der eigenen Kompetenzen als vielmehr ein suggestives hinter äußerer Betriebsamkeit verstecktes Stillhalten und Abwarten. Darin liegt auch der Grund, dass im Stadium der Nachkrise keine neuen Strategien, keine aktualisierten Verhaltensweisen, keine dokumentierten Lernprozesse zur Verfügung stehen, die eine nächste Krisenentwicklung bereits im Ansatz verhindern könnten.
Stowasser, Mai 2009
Wer den Durchblick hat ist im Vorteil