Glaubenssätze

Kopulierende Mitbewohner

Ich entdecke sie in meiner Küche.

Sie putzen ihre Beinchen nicht, die Saugrüssel sind Stand-by, sie verhalten sich ganz still. Sitzen einfach aufeinander und vermehren sich. Unprätentiöser, genetischer Auftrag. Es scheint so unaufgeregt, kein hin und her, auf und ab, rein und raus. Flüstern sie sich etwas zu? Wünsche? Versprechungen?

15 Minuten später sind sie immer noch da. Gleicher Ort, gleiche Stellung, keine Bewegung. Tot? Untalentiert? Unerfahren? Eingeschlafen?

Ich habe keine Ahnung, kenne meine Mitbewohner nicht.

Ein ohnmächtiges Gefühl.

Ein Jammer.

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Allgemein, Krisenbewältigung

Seien wir mal ehrlich

Ist ein Drink wirklich nötig? Zuhören? Komplimente? Verständnis? Türe aufhalten? Romantische Musik? Tanz beim Kerzenlicht? Langsames verführen? Achtsamkeit?

Er mag keinen Prosecco. Weiberthemen interessieren ihn nicht. Nette Worte kennt er bestenfalls aus Schlagern. Langsame Musik macht ihn aggressiv, Tanzen sei was für Schwule und Kerzen für Nonnen. Zeit hat er wenig, Geduld überhaupt nicht.

Also:

Hurghada Airport – August 2011

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Allgemein, Ideen und Gedanken, Positiv handeln

Sex und Geld im Wahlkampf

Heute werden im Kanton Zürich der Kantonsrat (Gesetz gebende Behörde, 180 Mitglieder) und der Regierungsrat (Gesetz vollziehende Behörde, 7 Mitglieder) neu besetzt. Das ist ein unheimliches Spektakel, denn vor lauter freundlichen Plakat-Gesichtern und zuversichtlichen Wahlversprechen könnte man glatt die Übersicht verlieren. Und sogar den Glauben.

Deshalb ist es wichtig, dass man klare, unmissverständliche Statements verkündet. Am besten schon mit dem eigenen Namen, denn der soll ja bekanntlich Programm sein. Nehmen wir uns ein Beispiel an Corinne F.-S. aus W.  Offensichtlich hat sie etwas gegen Geld. Und das kommt bei ihr so ehrlich rüber. Hoffentlich wird sie gewählt. Mutige Menschen braucht das Land.

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Allgemein, Dialog, Glaubenssätze, Jammern

Wahlmöglichkeit

Der Herr schaut aufs Meer

und sieht die blauen Wellen, jetzt,bei diesem Wind mit weißen Kronen von rechts nach links treibend. Der Herr fühlt sich als ein Mittelpunkt dieses Treibens, abwechseln mit den einzelnen Wellen, die er betrachtet. Das Meer hat viele Farben, vom tiefen Ultramarin bis zum hellen Grün und der Herr hat viele Gedanken. Diese Gedanken ziehen jedoch nicht wie die Wolken und die Wellen von links nach rechts, sondern auch gegenläufig in verschiedene Richtungen. und als der Herr dies beobachtet fällt ihm auf, dass Wellen und Wolken ebenfalls in die unterschiedlichsten Richtungen treiben, oft gleichzeitig. Eindeutig definierte Richtungen erscheinen jetzt als Reduktion der Wolken- und Meereswellenbewegung, als Reduktion, die gerne zur Vorschrift für menschliche Entscheidungen genutzt wird. Nachdem die Entscheidungsgrundlagen auf zwei ähnlich unattraktive Alternativen reduziert wurden, sollen wir uns für eine diese Alternativen entscheiden und so Stärke und Entscheidungskompetenz demonstrieren. Der Herr verzichtet.

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Allgemein, Führungs-Training, KrisenNavigation Seminare und Coaching, Lebenshilfe

Trotzdem

Die Aufrufe in Richtung meines Kollegen Dani Nieth haben nur wenig bewirkt, ein einziges kleines Video. Das haben Aufrufe und Appelle so an sich, dass sie nichts oder nur wenig bewirken. Weshalb? Weil wir nicht hören wollen. Dabei hatte Dani betont, dass Video Aufnahmen heute so leicht zu machen seien. Mir machen Video Aufnahmen Mühe, ich erinnere mich noch zu gut an die Techniken der Super 8 Schmalfilmzeit. Wie aus anderen Zeit scheinen auch manchmal Begegnungen mit Menschen. Frank Farrelly, einer der letzten lebenden Vertreter humanistischer Therapie gab bis vor einer Stunde ein Seminar in Provokativer Therapie. Und, was alt schien verkehrte sich Sekunden schnell in ganz aktuelles Geschehen. Nicht Theorien, sondern Erlebnisse wurden neu organisiert und mit neuen Bedeutungen versehen. Probleme, die ihre Ursache in der Vergangenheit fanden wurden auf jetzige Wirksamkeit überprüft und verändert. Franks umfangreiche Methode war immer mit Humor garniert, vor allem in Fällen, in denen es nichts zu lachen gab. Mein Wunsch wäre es, Frank Farrelly’s Provokative Therapie noch viel mehr im Business zu sehen. Vor allem in den Zeiten der Krise könnten damit viele Wiederholungsfehler vermieden werden. Vermeiden gilt ja als eine allgemein akzeptierte Krisenstrategie.

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Allgemein, Strategien und Modelle

Oder umgekehrt…

Stowasser schrieb kürzlich:

Für alle Gläubigen eine Zeit der Einkehr in das Glaubenshaus. Für alle Meinenden eine Zeit des Lesens der dicken Samstagsausgaben der Zeitungen und dann Einkehr in das Wirtshaus zum Stammtisch um die neuen Meinungen auszutauschen und die alten Meinungen zu bestätigen. Für alle Wissenden Zeit genug den Garten vom Windholz zu befreien oder die Efeuhecke zu schneiden, bevor die Vögel nisten.

Nieth schreibt jetzt mit gleichen Worten in anderer Reihenfolge:

Für alle Einkehrer eine Zeit der Beglaubigung im Einkehrhaus. Für alle Dicken eine Zeit des Lesens der meinenden Samstagsausgaben der Zeitungen und dann Einwirten am Kehrtisch im Stammhaus um die neuen Tauscher auszumeinigen und alte Bestätigungen zu meinen. Für alle Efeuhecken Zeit genug Zeit sich selbst zu beschneiden, bevor sie im Garten vom Windholz gevögelt werden.

Die bessere Variante darf frei gewählt werden. Ist doch schön, wenn man Auswahlmöglichkeiten hat. Ausser man entscheidet sich nicht gern. Dann bleibt ja immer noch das Jammern…

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Glaubenssätze

Dauerhafte Zukunft

In den blauen Tagen fühlte der Herr sein Glück in jeder Sekunde. In den blauen Tagen dachte er nur wenig an die Zukunft, an seine Zukunft und wie er sie ruhig und dauerhaft gestalten könne. Schon im dauerhaften Gestalten lag eine Schwierigkeit. Weshalb sollte denn gerade die Zukunft dauerhaft gestaltet werden, wo es doch die Vergangenheit auch nicht war. Das Dauerhafte war er. Der Herr dauerte nun doch schon fast 60 Jahre. Sein ICH hatte sich mehrmals im Jahr, mehrmals im Monat, mehrmals in der Woche, am Tag, geändert. So war nichts Dauerhaftes, nur Manches, das mehr Zeit zum Verrotten brauchte als anderes. Auch hier, im Paradies, der Kampf gegen das Verrotten, der Kampf gegen den Rost, die Erosion. Neues aufbauen gegen die Verrottung. Darin erklären sich die Baumeister einig, mehr bauen, viel mehr, denn das gestern Gebaute wird bald zerstört werden, wird sich selbst zerstören durch Erosion, Rost, Fäulnis und anderes – auch durch Kleinstlebewesen, die sich davon ernähren.

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Allgemein, Dialog, Glaubenssätze

Nicht Wissen

Mit kaum einem anderen Wort wird wohl so viel Unfug getrieben wie mit dem Wort „Wissen“. Da behaupten manche, Wissen könne man kaufen, Wissen vorenthalten, Wissen horten, Wissen weitergeben oder Wissen missbrauchen, denn Wissen sei Macht. Dabei wird auf eine Gleichung hingewiesen, die zwar richtig klingt, sich bei näherer Betrachtung jedoch als Quatsch herausstellt. Würde die Gleichung „Wissen = Macht“ halten, was sie verspricht, dann könnten wir sie auch so lesen: „Macht = Wissen“
Na?
Und?
Tja, da zerfällt die schöne suggestive Gleichung, denn wir wissen ja, dass die Mächtigen oft sehr wenig wissen und dass ihre Macht ganz andere Gründe hat. Ein „=“ Zeichen können wir nur dann setzen, wenn wir tatsächlich eine Gleichung meinen und dann sollte die rückwärts gelesen auch stimmen – wie zum Beispiel 2 + 3 = 5 / 5 = 3 + 2

„Ja“, sagen die „Wissen = Macht“ Konstrukteure, „wir meinen ja, dass Wissen zu Macht führt.“ Und auch hier klingt der Unsinn wieder gut. Wissen führt nirgendwo hin und schon gar nicht zu Macht, das weiß jeder, der schon einmal in einer Universitätsstadt Taxi gefahren ist. Da kann es leicht passieren, dass ein Doppel-Doktor der Philosophie und Bibliothekswissenschaft die Droschke lenkt. Nun erscheint es so, als hätten Wissen und Macht gar nichts miteinander zu tun, als seien das völlig unterschiedliche Worte deren Bedeutung wir nur zu kennen glauben, aber nicht kennen. Zur Definition des Wortes Macht gibt es meterweise soziologische Literatur, so einfach scheint dieses Wort also nicht zu sein, und vom Wissen will ich schweigen, das bewegte die Philosophen un Philosophinnen seit Jahrtausenden.

Was wissen wir also?

Und, wer findet das jämmerlich?

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KrisenNavigation Seminare und Coaching

Kostenlos – KrisenPraxis 3

Das Ideal eines Lernprozesses wurde verpasst. Wer den Krisenprozess überlebt fühlt sich in seinen Stillhaltestrategien bestätigt, wer nicht überlebt interpretiert dies als eine Strafe des Schicksals. So bleibt für die Verlierer nur der Ausweg ins Jammertal. Da auch für den Umgang mit den selbst ernannten Schicksalschlägen kaum Verarbeitungsstrategien zur Verfügung stehen, wird so lange gejammert, bis strukturelle Veränderungen neue Möglichkeiten zum neuerlichen Aufstieg anbieten. Was im allgemeinen als Krisenlösung verkauft wird, hat deshalb einige Nachteile.
„(Es) ist nicht zu übersehen, dass die Krisenlösung nur darauf ausgerichtet ist, die Drohung zu beseitigen oder (durch einen Gegenzug) unschädlich zu machen, dass aber kein Gedanke darauf verschwendet wird, die Wertsetzungen des Gegners oder die eigene Wertordnung oder interne Struktur zu ändern“ Bühl S. 32
Damit wir aber über die Krise nicht allzu deprimiert nachdenken müssen gibt es den systemtheoretischen Ansatz. Dieser stellt nicht mehr die Individuen sondern die Funktion des jeweiligen Systems in den Vordergrund und produziert Ideen, wie Krisen agil angegangen werde können. Das AGIL Schema stellt ein Muster der Krisenintervention dar:

A = Adaption an veränderte Umweltbedingungen
G = Goal, das Ziel neu formuliern
I = innere und äußere Integration des Zieles, im NLP die Ökologie
L = Latancy, kulturelle und religiöse Sinndeutung

Nach der neuen Zielbestimung nicht einfach stehen bleiben, sondern nach dem AGIL Muster neue Glaubenssätze formen. Auf Seite 199 zeigt Bühl Möglichkeiten: eine „grundsätzliche(n) Alternative zum Krisenmanagement wäre die Konstruktion eines Systems, das möglichst wenig krisenanfällig ist, dass innerhalb des Systems stets zwei oder mehr Kontrollzentren gegeben sind, so dass laufend neue Organisationsalternativen entstehen, die im Falle von grundlegenden Umweltveränderungen oder nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum eingesetzt werden können. In diesem Fall wäre ein Krisenmanagement überflüssig bzw. sogar schädlich.“ Wir könnten so ein System zusammen konstruieren, als KrisenNavigation.

Stowasser, Juni 2009

Was will die Masse, was wollen viele Menschen????

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Ideen und Gedanken

Sexy Krisenpraxis 2

Falls das nicht klappt sind wir ganz schnell in der Mitte der Krise, „in der eigentlichen Entscheidungskrise beginnt sich das Problem zu strukturieren, weitere Ereignisse werden als Symbole oder Signale gewertet, die Beziehung von Ereignis (Ereignissen) und eigenen Werten wird offenbar; der eigene Apparat erscheint nun inadäquat und wird – meist nicht planmäßig, sondern durch Versuch und Irrtum, oder durch ad-hoc Regelungen umgebaut.“ Bühl S. 31
In dieser Phase werden gut meinende Anbieter neuer Informationsverarbeitungs- und Entscheidungsprozesse oft frustriert. Denn mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit und Untauglichkeit des eigenen Entscheidungsapparates werden die bereits in der Vorkrise vorgestellten und kennengelernten neuen Methoden gleich mit verworfen. In dem so beliebten Spiel des „namedroppings“ sind bereits in der Vorkrise alle relevanten Begriffe gefallen. Diese Begriffe, Worte und Bezeichnungen werden nun mit den Prozessen, die sie beschreiben gleichgesetzt und fallen einer gründlichen Herabsetzung zum Opfer. Es herrscht die Meinung, mit den Worten seien auch die bezeichneten Prozesse bekannt, nach dem Motto: wenn ich’s aussprechen kann, kenne ich’s auch. Hier findet noch vor der Kapitalentwertung eine systematische Bedeutungsentwertung statt. In dieser Phase, in der es auf die „richtige“ Entscheidung anzukommen scheint werden dann abstraktere, gern auch magisch-religiöse Methoden wieder angenommen und in ihrer Wirksamkeit verherrlicht. Es beginnt eine Suche nach dem „Richtigen“. Vielfalt wirkt hier verwirrend, die Sehnsüchte richte sich auf Eindeutigkeit und hierarchische Kompetenz.

Die etwas ziellose Suche nach eindeutig strukturierten Entscheidungsprozessen
, den „richtigen“ Entscheidungen füllt oft den Zeitraum bis zur Nachrkise. Ein eigentliches Konzept zur Krisenbewältigung wird nicht erstellt, es werden vor allem Kombinationen aus rational-idealistischen Erwartungen, Hilfen von außen, staatliche Allianzen etc.. eingeübt und damit wird die Zeit bis zur Nachkrise überbrückt.
Insgesamt erfolgt eine weit weniger handlungsorientierte Verbesserung der eigenen Kompetenzen als vielmehr ein suggestives hinter äußerer Betriebsamkeit verstecktes Stillhalten und Abwarten. Darin liegt auch der Grund, dass im Stadium der Nachkrise keine neuen Strategien, keine aktualisierten Verhaltensweisen, keine dokumentierten Lernprozesse zur Verfügung stehen, die eine nächste Krisenentwicklung bereits im Ansatz verhindern könnten.

Stowasser, Mai 2009

Wer den Durchblick hat ist im Vorteil

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