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Haarige Tage

Ich sehe:

Ich lese:

„Mit fortschreitenden Alter spriessen unerwünschte Härchen gerne aus Nase und Ohren. In unserer Kultur gelten solche Haare als unästhetisch, obwohl sie dort durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Die Haare in der Nase helfen dabei, dass kein Schmutz, Fremd- oder Schadstoffe in die Atemwege gelangen. Auch die Haare im Ohr dienen dem empfindlichen Innenleben zum Schutze.“

Ich denke:

Und was ist mit DEN Haaren, die mich WIRKLICH stören? Die AUF den Ohren und AUF der Nase?  Schutz gegen das empfindliche Aussenleben oder was?

Ich erkenne:

Mit der Warum-Frage komme ich einmal mehr nicht weiter. Du auch nicht. Und frag jetzt nicht warum.

Ich handle:

Die Pinzette wird mein ständiger Begleiter. Besonders geeignete Zupfstationen sind helle, menschenleere  Aufzüge. Wer es geografisch unabhängig bevorzugt, dem sei ein Lupenspiegel empfohlen (Reisemodelle ab CHF 3.50). Oder ein Schminkspiegel mit Standfuss und Ringbeleuchtung (bei Eduscho für CHF 11.85).

Also:

Erst ein wenig jammern und dann regelmässig handeln.

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Europa und die Krise

„Ich krieg die Krise“ jammern manche und meinen das vielleicht auch ein wenig als Drohung, demnächst aus der einfach berechenbaren Welt auszusteigen. Wer das oft genug getan hat, findet heraus, dass nicht nur die Drohung mit der Krise einen Machtfaktor darstellt, sondern auch die Veranstaltung einer Krise. Wer Krise nicht als Möglichkeit zur Umorientierung sieht, sondern sie als handlungslähmendes Element installieren möchte um Machtpositionen zu sichern und auszubauen, der handelt sicherlich nicht im Sinne demokratischer Entwicklung. In dieser Hinsicht erinnert der italienische Rechtswissenschaftler Giorgio Agamben in einem Interview mit der FAZ dann auch an die Worte von Alexndre Kojève und sieht einen Mittelweg für Europa:

„Welche Perspektiven bleiben Europa noch?
Wir müssen erst einmal dem Wort „Krise“ seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben: als Augenblick des Urteils und der Wahl. Für Europa können wir das nicht ins Unendliche hinausschieben. Vor vielen Jahren hat ein hoher Funktionär des werdenden Europas, der Philosoph Alexandre Kojève, angenommen, dass der homo sapiens am Ende der Geschichte angekommen sei, und nun gebe es nur mehr zwei Möglichkeiten: Den „american way of life“, was Kojève als posthistorisches Vegetieren verstand. Oder den japanischen Snobismus, einfach weiter die leeren Rituale der Tradition zu zelebrieren, die jeder historischen Bedeutung beraubt sind. Ich glaube, Europa könnte dazwischen die Alternative einer Kultur verwirklichen, die human und vital zugleich bleibt, weil sie im Dialog mit der eigenen Geschichte steht und daraus neues Leben gewinnt.“ zitiert aus: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten/giorgio-agamben-im-gespraech-die-endlose-krise-ist-ein-machtinstrument-12193816.html
Ein dritter Weg, ein Mittelweg, das wirkt zunächst einmal beruhigend, wie der heilige Geist bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen Vater und Sohn. Doch schon beim zweiten Hinsehen stört dieser dreifaltige Lösungsansatz als zu traditionell und eben ganau nicht an Alternativen orientiert. Denn Alternativen wurden ja gar keine entdeckt, es wurde nur ein altes Dreifaltigkeitsideal angeboten. Würde jedoch die Fragestellung so weit getrieben, dass mehr Alternativen als Dauerkrise („american way of life“), beschwichtigender Formalismus („japanischer Snobismus“) und ein abstrahiertes Gemisch von beiden (human und vital zugleich) sichtbar würden, dann könnten solche Alternativen auch erörtert werden. Einfach aufhören, Fragestellungen mit der (gut/böse -heiliger Geist) Religionsklatsche abzuwehren, dann werden Möglichkeiten sichtbar. Bis das jedoch so weit kommen wird, folgen wir den Wirtschaftslenkern, die sagen, dass sie jetzt „auf Sicht fahren“ und damit den jämmerlichen Kurs Richtung Macht und noch mehr Macht meinen.

Gez.: Juni 2013 Franz Stowasser

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Heute hätte ich so schön Zeit. Alles Wichtige ist erledigt, gekocht wird erst in einer Stunde und die Wohnung ist sauber. Ja, ich hätte endlich einmal Zeit, um entspannt zu bloggen. Doch es will mir einfach nichts Gescheites in den Sinn kommen. Wenn bloggen, dann bitte intelligent. Soviel Anstand muss sein. Pointiert. Überlegt. Überraschend. Aufwühlend. Klärend. Unterhaltend. Intellektuell zenitär, wie die Beiträge meines Freundes Franz Stowasser aus Gresgen, welcher zur Zeit auf den Kanaren nach- und vordenkt.

Ich suche Hilfe im Web und finde folgendes:

Was ist ein guter Inhalt?
Die Definition, was einen guten Inhalt ausmacht, ist eigentlich eher eine subjektive Frage. (…) Doch nicht nur Leser haben über einen Blog unterschiedliche Meinungen, auch die Blogger selbst.

Ok, diese „Definition“ hilft mir definitiv nicht weiter. Die Definition, was einen guten Inhalt ausmacht, ist eigentlich eher eine subjektive Frage. So ein Schwachsinn. Eigentlich eher subjektiv… öhm, was jetzt? Fast schon rekordverdächtig, dass dieser Satz direkt unter dem Titel: Was ist ein guter Inhalt? steht.

Vielleicht hilft der zweite Abschnitt:

Nützlichkeit und Einzigartigkeit
Finde heraus, was die Leser wollen und gib es ihnen. Nutze deine eigene Leidenschaften, Erfahrungen und Kenntnisse, dass du das Wissen und die Lebenserfahrung deiner Leser erweitern kannst.

Wie bitte findet man heraus, was die Leser wollen? Wer sind die Leser? Eine homogene Gruppe mit synchronisierten Bedürfnissen? Egal – gib es ihnen. Und dann können sie mit deinen Erfahrungen ihre Lebeserfahrung erweitern. Easy. Just do it, Guru.

Ich lasse es für heute bleiben. Es kommt mir nichts in den Sinn und das könnte mich aggressiv machen. Hätte ich jetzt nicht doch etwas geschrieben, wäre ich eigentlich eher der subjektiven Überzeugung geblieben, dass heute überhaupt kein Tag zum Schreiben ist und mir Nichts und Niemand zu einer leidenschaftlichen Idee verhelfen würde.

Manchmal merkt man gar nicht, wie um einen geschieht. So ein Jammer.

Schreibstau

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Schattensprung ins neue Jahr

Mui Ne, VN

Mui Ne, VN

Vorsätze gefasst und bereits vergessen

man soll sich ja nicht unnötig stressen

Vielleicht mal über den Schatten springen

doch das würde auch nichts bringen

Denn schon mit der Landung am Boden

wäre die Trennung wieder aufgehoben

Auch funktioniert es nicht jederzeit

zum Beispiel nicht bei Dunkelheit

Drum lasse besser alles wie’s ist

und produziere weiterhin Mist

Und als kleiner Willkommensbonus im neuen Jahr hier noch ein Ausgehtipp für alle, die lieber im Kollektiv jammern:

Stüssihofstatt 14, Zürich

Stüssihofstatt 14, Zürich

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Der Herr liest Fontane, Schach von Wuthenow

und berührt sich mit diesem Text sehr, ja stimmt sich traurig. Wie doch jeder zu wissen glaubt, was für ein Mensch der Schach sei. Wie viel Intelligenz, Stolz und Selbstverständnis er habe und für welche gesellschaftliche Position er deshalb geeignet sei. Mehr noch, man wisse, aus welchen Beweggründen Schach handle und welche Umstände oder Persönlichkeitsstrukturen aus Anreizen Taten werden ließen. Der Herr fühlt sich betrübt, weil er in der von gesellschaftlichen Beobachtern beschriebenen Person des Schach weniger den Schach, als vielmehr die wachsende Gepflogenheit wahrnimmt, Personen auf Grund gesammelter Aussagen (ab)zu fertigen. Dieses „der ist so und so“ wird in Fontanes Stück so häufig wiederholt, dass es durch die Zeit einen Blick auf unsere heutige Kultur frei gibt und dieser Blick erschreckt den Herrn. Was, wenn auch er selbst nichts anderes wäre als ein Zerrbild in den Meinungen seiner Beobachter? Und, wenn diese Meinungen, nachdem sie durch die Jahrhunderte vergessen hätten, dass sie eben nur Meinungen seien und sich heute noch mehr als Wahrheiten darstellten, eben nur, weil sie auf eine so ungebrochene Geschichte und endlose Wiederholungen in virtuellen Netzen zurückverweisen können? Mit diesem Gedanken gab der Herr die Hoffnung, nach seiner körperlichen auch noch eine soziale Geburt zu erleben, auf.

 

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