Vor zwei Wochen war ich dem großen Aufruf zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gefolgt und hatte mich als einer von 10 000 gesuchten Nacktscannern bei der Bundesagentur für Arbeit beworben. Das Einstellungsgespräch war eigentlich weniger Sprechen als Betrachten und ich wurde sofort akzeptiert obwohl ich doch mein dreissigstes Lebensjahr schon überschritten hatte. Nun gut, ich bin sportlich und schlank sowieso, nach 3 Jahren Harz4. Ich hatte auch Glück und konnte direkt mit der zweiwöchigen Ausbildung beginnen. So kann ich mich schon morgen auf meinen ersten Arbeitstag auf dem Flughafen Schönefeld bei Berlin freuen. Ich bin ein wenig aufgeregt. Klar haben wir in der zweiwöchigen Intensivausbildung im Rollenspiel viele Situationen durchgespielt, in denen ich als Nacktscanner zum Beispiel einen Herrn, der mit Jacket, Wintermantel, langen Unterhosen, Hosen, Socken und Schuhen bekleidet ist, scannen musste, doch das waren ja nur Rollenspiele. Die Realität sieht sicherlich ganz anders aus. Wir wurden auch von einem Psychologen darauf vorbereitet, dass sich vielleicht die bekleideten Fluggäste die durch die Kontrollzone gehen müssen auch nicht ganz wohl fühlen. Wir sollen zum Beispiel solche Fluggäste, die sich ausziehen möchten um sich von Nacktscannern nackt scannen zu lassen daran hindern. Der Psychologe erklärte uns sehr gut, welchen aussergewöhnlichen Status wir einnehmen und dass wir stolz darauf sein können, als Nacktscanner unserem Land und der Flugsicherheit zu dienen. Obwohl wir dienen sollen wir aufrecht und fast ein wenig stolz da stehen, so hat uns der Psychologe geraten. Während des Nacktscanvorgangs sollen wir mit ausgestrecktem Arm arbeiten und immer die richtige Distanz zum Fluggast einhalten. Ach, es gibt so viel zu beachten, auch zu unserer eigenen Sicherheit und ich bin gespannt und auch etwas nervös, wenn ich an meinen ersten Arbeitstag morgen denke.
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Nostalgie
Ach, wenn ich an früher denke und an Autos….
Das waren Formen, das war Blech, da war der Lack so dick aufgetragen wie die Butter auf das Brot. Nicht der Windkanal sondern das Design hatte das Sagen. Ein schönes Auto sprach zu mir von Freiheit, Abenteuer, Luxus und duftenden Überlandfahrten.
Hier ein Klassiker, eine Isabella, wie glücklich und schön schon der Name. Es waren Zeiten des Aufschwungs – nicht für alle. Dem Firmengründer Carl F. W. Borgwarth wurde zum Beispiel übel mitgespielt und er überlebte den Untergang seiner Schönheiten nicht. Zum Jammern hatte er allerdings nie Zeit gehabt, so wird berichtet. Zigarre rauchend entwarf er immer neue elegante Auto-Modelle am Reissbrett. Vielleicht verliebt in sein eigenes Schaffen.
F-Word
Man hat Gesellschaften und Staaten nach Sternzeichen eingeteilt, die Schweiz galt zum Beispiel als das Land im Zeichen der Jungfrau. Ich empfehle eine Aktualisierung dieser Einteilung. Als Raster scheinen mir die Entwicklungsphasen der Psychoanalyse „oral, anal und genital“ geeignet. Zugeordnet wird der Srachgebrauch in den Unterhaltungsfilmen. Dabei fällt auf, dass die USA im letzten Jahrzehnt einen gewaltigen Entwicklungssprung vollbracht haben. Diese Gesellschaft hat sich von der analen Phase emanzipiert und ist in die genitale Phase eingetreten. Statt wie früher: „shit. it’s shit don’t cut it, man, kiss my as“ etc.. hören wir jetzt in einem einzigen Action Krimi ca 238 mal das Wort „fuck“. „F-“ dies und jenes, me and you wird uns da nahegelegt. Immer im Zusammenhang mit Gewalt und Abscheu. So ganz scheint die Emanzipation also noch nicht gelungen, doch die Skriptschreiber und die Regisseure arbeiten daran. Wie es dem amerikanischen Ideal entspricht, soll auch hier Qualität durch Quantität erreicht werden. Bald sollen wir Krimistreifen genießen können deren Soundtrack nur noch aus dem F-Wort und hämmernder Musik besteht. Die Filmemacher rechnen dann mit einem plötzlichen Sprung in eine ganz neue Ebene der Qualität. Vor allem auch deshalb, weil für ander Länder und Kulturen keinerlei Übersetzungsarbeit mehr notwendig sein wird. Die Weltsprache beginnt mit dem F-Wort, wie Geschichte der Menschheit mit einem F…, pardon, mit einem Schöpfungsakt begann.
Nicht ganz
so streng wie mein Kollege Dani denke ich über die Schweizer Minarett Entscheidung. Ich finde, das ist doch die Würze des Glaubenskampfes, dass die einen Gläubigen den anderen die Gotteshäuser verbieten. Das hat gute Tradition bei Reformierten, Katholischen und vielen anderen Religionen. Meiner Ansicht nach sind es weniger die Glaubensrichtungen, sondern die Tatsache des Glaubens überhaupt, die in Zeiten der Aufklärung hinterfragt werden könnte, wenn wir wollten, und ich finde, wir sollten. Denn die grausamsten Kriege waren bislang Glaubenskriege. Und wo es keine Glaubenskriege waren, ging es um Macht und Geld. Heute glauben viele Menschen, dass es im Leben hauptsächlich ums Geld geht. So wurden die Banken zu den Kathedralen dieser neuen Glaubensrichtung. Wenn keiner mehr in die Kirche geht muß diese selbst damit fertig werden, wenn keiner mehr zur Bank geht hilft der Staat.
„Die Geschichte der Europäischen Nationen kennt indessen gerade in der Zeit der Entstehung der Nationen im engeren Wortsinne Auseinandersetzungen, die als Religionskriege ihren Ursprung nahmen oder zumindest als Religionskrieg bezeichnet wurden, wie beispielsweise der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), der durch die gegenreformatorischen Bestrebungen des Kaisers Ferdinand II. ausgelöst wurde, gegen die sich wiederum mehrere protestantische Staaten und Herrscher zusammenschlossen. Ging es vordergründig um die Entscheidung für die protestantische oder katholische Konfession, so standen im Hintergrund politische Interessen der Reichsfürsten und der europäischen Nachbarstaaten um Ausweitung der jeweiligen Herrschafts- und Einflusssphären, bei denen zum Beispiel das katholische Frankreich unter der Führung des Kardinals Richelieu unter Ludwig XIII. aus Machtinteresse die protestantische Seite unterstützte.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Religionskrieg
Der Tote packt den Lebenden
diesen einprägenden Satz erinnern wir warscheinlich noch aus unserer – fast immer zu kurzen – Marx Lektüre. Der alte Kritiker hatte mit dem Toten das Kapital gemeint, der französische Soziologe Boudieu hat ein Buch mit dem gleichnamigen Titel veröffentlicht. Dessen Klappentext:
»Der Staat, der alle Mechanismen und Strukturen (Clans, Familien u.a.), die die Gewalt in Schranken zu halten vermögen, zerstört hat, hinterläßt nach seinem Zusammenbruch, wie im ehemaligen Jugoslawien, die Gewalt im Rohzustand, den Krieg aller gegen alle, der bislang nur in der Phantasie von Hobbes existiert hatte. Besser als alle theoretische Kritik gemahnt der Anblick der verwüsteten Zentren der amerikanischen Großstädte an die Grenzen eines Kapitalismus ohne Grenzen.«
Und manchmal werden auch unsere Gedanken vom Tod gepackt und wir denken Endzeit, wie schnell „alles“ vorbei sein kann, dabei werde doch nur ich „vorbei“ sein, also nicht mehr SEIN oder besser, anders SEIN. Welch große Hypnose liegt in dem kleinen Wörtchen SEIN.
Na, die wissen Bescheid
Die TU Chemnitz klärt uns auf:
http://www.tu-chemnitz.de/phil/leo/rahmen.php?seite=r_wirtsch/schuld_krisenkommunikation.php
Danke
und die hier wissen alles über Depression
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Die Stange
Hallo Dani,
aus der gleichen Quelle: cash/ch
„In den Boomjahren wurden die Mitarbeiter mit finanziellen Anreizen bei der Stange gehalten. Das hat aber die Motivation nicht nachhaltig gestärkt.“
Ok, man sagt halt so: „Mitarbeiter bei der Stange gehalten“, da weiss doch jeder, was gemeint ist. Diese blöde Wortklauberei macht alles noch viel schlimmer. Das ist eben Umgangssprache, einen Mitarbeiter bei der Stange halten, das weiss doch jeder.
Ah, da erinnere ich mich an ein kleines Video:
Oha
„tagesschau.de: Bei vielen Banken hört man nur noch wenig von der Krise. Warum?
Frank: Sie machen derzeit ein gutes Geschäft, indem sie billiges Geld, das die Notenbanken zur Verfügung stellen, in Staatsanleihen investieren oder sogar bei den Notenbanken parken und dafür Zinsen kassieren. Das sind Geschäfte mit sehr niedrigem Risiko. Kein Wunder, dass manche Unternehmen über eine Kreditklemme klagen.“
http://www.tagesschau.de/interviewstefanfrank100.html
