Allgemein, Glaubenssätze, Persönliche Erfahrungen, Positiv handeln

Blind walk

 

Die Treppe von unserem Wohngeschoss zum Eingangsgeschoss zählt 19 Tritte. Diese stieg ich vor kurzer Zeit zum ersten Mal mit geschlossenen Augen hinauf, sorgfältig abgezählt und ohne den Handlauf zu berühren. Ein unspektakuläres Experiment – eine banale Vertrauensübung. Einfach und… dennoch herausfordernd. Oben angekommen nicht zu zögern und einfach geradeaus weiter zu gehen, hat mich schon ein bisschen gefordert. Den Gedanken, dass da ja doch noch eine Stufe sein könnte, hätte ich gerne ausgeblendet. Doch das geht leider nicht. Ausblenden funktioniert nicht. Der Zweifel ist und bleibt im Raum. Er kann höchstens überlagert werden. Zum Beispiel durch Vertrauen. Durch die positive Vorstellung, dass der nächste Schritt sicher der Richtige ist. Und wenn es dann so ist, ist es ein Mini-Sieg. Dieses tolle Gefühl würde ich nicht erfahren, wenn ich kurz kritisch geblinzelt hätte.

Ob ich blind vertraue oder lieber mit offenen Augen nach Gefahren Ausschau halte, liegt an mir. Es ist meine Entscheidung. Und somit bin ich auch für das Resultat und meinen Gefühlszustand verantwortlich. „Wer wagt, gewinnt.“ Ich mag diesen Satz und entscheide mich dafür, auch weiterhin an ihn zu glauben.

Es gelingt mir heute schon locker, blind und sicher vom Sofa zur oberen Toilette zu gehen und mich dort – wie es sich gehört – hinzusetzen. Das bewegt zwar die grosse Welt nicht, doch meinen Mikrokosmos bereichert es, weil es ihn spannender macht.

Standard
Glaubenssätze, Glück, Ideen und Gedanken, Lebenshilfe, Persönliche Erfahrungen, Positiv handeln

Wie wissen wir, dass wir glücklich sind?

Wenn wir im sogenannten Flow (s. Warwitz und Csiksentmihaly) sind. Etwa so, wie spielende Kinder es sind. Wenn wir in unserer Rolle aufgehen, die Zeit vergessen und Handeln und Bewusstsein verschmelzen, wenn wir unseren Anforderungen angenehm gewachsen sind und Lob für unser Tun erhalten. Wenn extrinsische Motivation kein Thema mehr ist, weil Aufgabe und Lösungskompetenz sich im Gleichgewicht befinden und wenn wir das sind, was wir spielen, weil wir keine Sinnfragen zu beantworten haben.

Genau diesen Zustand habe ich erlebt, als ich vor vielen Jahren für meine damals 2-jährige Tochter einen Stall baute. Ein Puppenhaus für Kühe und Hühner. Mit Heissleimpistolen, Laubsägen, Spanplatten, Kieselsteinen und Grasteppichresten umgeben, bastelte ich jeweils bis in die tiefe Nacht hinein. Ohne Musik oder andere Ablenkung – nur ich, der Plan, das Material und die Freude. Kennen Sie dieses Gefühl? Stellen Sie sich vor, Ihre tägliche Arbeit so zu erleben. Würden Sie es noch Arbeit nennen? Wäre die Work-Life-Balance noch ein Thema für Sie? Das sind die Momente in denen wir das Richtige tun und unseren wahren Talenten Raum und Zeit geben. Wir tun es gern und deshalb so oft wie möglich. Und wer etwas oft tut, wird immer besser dabei. Positive Erfahrungen machen ausserdem sicher und Sicherheit gibt Selbstvertrauen.

Also: Los!

Standard
Glück, Ideen und Gedanken, Jammern, Realität, Reframing, Reisen

Abschied und Neubeginn

pusteblume

Was für ein pathetischer Titel, was für ein tendenziöses Bild. Die würden perfekt zur berühmten Glückskartenschreiberin Susan Polis Schutz und ihrer Zielgruppe passen. Aus einer andern Perspektive bieten sie eine praktische Anwendungsmöglichkeit für die wertvolle Kunst des Reframings, dem nachhaltigen Mittel gegen Jammern.

Es ist Herbst und das macht mir oft Mühe. Es riecht nicht nur nach feuchtem Unterholz und Pilzen, es riecht auch nach Abschied. Vorbei sind die langen Tage, die lauen Nächte, das Schwimmen im See, das Grillen mit dem Bier in einer Hand und die unkomplizierte Garderobe. Ich kann den Kopf hängen lassen, wie es jetzt nach und nach die Sonnenblumen tun. Dann passt sich mein Verhalten dem Rahmen an.

Oder ich setze ein neues Verhalten in die Gegebenheit. Mein Entscheid. Wie wär’s mit Fokus auf Neubeginn? Was ist oder wird jetzt angenehm neu?  Für die Augen traumhafte Lichtverhältnisse und viele Farben. Für die Nase Kerzenwachs, Zimt und Tannengeruch. Für den Gaumen Rotkraut, Marroni, Glühwein, Fondue (Käsesuppe) und Guetzli (Kekse). Für die Ohren keine Mücken mehr. Kuschelige Schals und dicke Daunenjacken um die kühle Luft zu geniessen.

Voilà.

Eine andere Möglichkeit ist, das Verhalten beizubehalten und den Rahmen zu wechseln. Verreisen zum Beispiel. Das ist vorübergehend heilsam und nicht Alle können es sich leisten. Da kommt selbst die Entscheidungsfreiheit an ihre Grenzen.

Standard
Allgemein, Glaubenssätze, Ideen und Gedanken, Lebenshilfe

Danke

Aeugst am Albis, 26. Dezember 2010, 16.35 Uhr

Ich bin Mitglied keiner Kirche und war früher mal evangelisch. Oder reformiert. Der Unterschied ist mir bis heute nicht klar. Jedenfalls war ich nicht katholisch und doch Christ. Es war und ist mir auch wirklich egal, wer an was glaubt. Ich mag diese Diskussionen um Religionen und Brauchtum nicht und weiche ihnen so gut es geht aus. Und hoffe, dass mich auch weiterhin alle in Ruhe lassen, die von mir in Ruhe gelassen werden.

Die wirklich zauberhaft winterliche Weihnachtszeit wurde heute Abend von einem bombastischen Sonnenuntergang gekrönt. Ich sass lange in meinem Sessel am Fenster und liess mich von diesem Naturschauspiel verwöhnen. Die Berner 4000er am Horizont wurden trotz zunehmender Dunkelheit immer heller, während die rote Kugel langsam im fernen Westen verschwand. Und mit dem Verschwinden des letzten Sonnenstrahls erschienen am Himmel plötzlich dutzende kleine Kondensstreifen von Flugzeugen, wie Kometen in Zeitlupe.

Und dann hatte ich das Bedürfnis, zu danken. Irgend jemandem. Für alles. Das sind sehr spezielle Momente. Allerdings auch ein wenig blöd, denn wem soll der Theist danken? Dem Glauben, dass es wohl so etwas wie einen Gott gibt und man ihn nennen kann, wie man will? Zum Besispiel Universum oder so? Ist zu unpersönlich und in diesem Moment auch unromantisch. Also habe ich mir ein leises „Danke, lieber Gott“ ausgeliehen und es hat sich angefühlt wie früher, als ich noch nicht so kompliziert dachte.

Standard