Ideen und Gedanken, Jammern, Philosophie, Soziologie

Gut und Übel

Etwas ist darum ein Gut, weil sein Besitz besser ist als sein Nicht-Besitz. Etwas ist darum ein Übel, weil sein Nicht-Besitz besser ist, als sein Besitz. Güter werden begehrt; Übel werden gemieden. Wir begehren etwas,das wir nicht haben, aber haben möchten. Und umgekehrt. Besitzen wir das begehrte Gut, dann steigt unser Wohlbefinden; stösst uns ein Übel zu, dann verringert sich Dieses. Ein Übel ist ein Mangel an einem Gut. Hätten wir ausreichend Güter, würden wir nie an einem Übel leiden. Wir haben aber nicht ausreichend Güter, capito?

Wir sind übelanfällig und schliesslich erkranken wir aufgrund von Gütermangelerscheinungen. Maktub, würde Coelho meinen. Schicksal – es steht geschrieben. Adam und Eva haben uns das eingebrockt. Seit sie das Paradies verlassen mussten, steht menschliches Leben unter einem unerbittlichen Regiment der Knappheit. Praktisch nichts ist im Überfluss vorhanden. Vieles ist knapp: nicht nur die materiellen Güter, auch die der Seele und erst recht die des Verstandes. Auch das Leben selbst ist knapp- schwupps und schon vorbei. Am Schluss merkt man dann, dass man doch nicht so viel davon hatte und gerne mehr davon gehabt hätte. Ein berechtigter Anspruch? Oder eine unerfüllte Hoffnung auf  Gerechtigkeit? Welche Gerechtigkeit? Irreführende Semantik… die ist im Überfluss vorhanden!

(Auszüge aus Wolfgang Kerstings  Theorien der sozialen Gerechtigkeit und Ideen von Dani Nieth)

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Glaubenssätze

Vorbilder

Von eukomm

Vorbilder sind nicht leicht zu finden. Ich brauchte Jahre um dieses hier zu entdecken. Oft hat man ein Vorbild vor Augen und entdeckt es gar nicht, weil man einfach noch nicht so weit ist, noch nicht reif genug. Erst jetzt, im gesetzten Alter kann ich das Vorbildhafte dieses Vorbildes erkennen, kann es schätzen und würdigen. Ein Jammer, dass ich so viele Jahre vergeudete ohne direkt diesem, meinem Vorbild nachzueifern. Das wird aber jetzt anders.

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Jammern

Es windet

Jetzt windet es. Davor wars lange kalt und der Schnee blieb die ganze Zeit liegen. Wieso kann es jetzt nicht einfach windstill sein? Jetzt wo es endlich keinen Schnee mehr hat ausser am Waldrand? Dann könnte man es doch endlich wieder mal geniessen. Aber nein, bei diesem Wind geht ja kein normaler Mensch nach draussen. Höchstens die, die müssen. Die sollen aber nicht jammern, sie habe ja den Job angenommen oder sich einen Hund gekauft oder müssen ja unbedingt reiten. Nicht mein Problem.

Und dann – das kennen wir ja auch – kurz Frühling, sofort Hagelschäden, knapp drei Tage überschwüler Sommer mit Gewitterneigung und schon kommt der zähe Nebel zurück. Kalt, grau und nass. Wie eben noch. Diese Ahnung, dieses Wissen bringt den grössten Optimisten ins Wanken. Und zwar mächtig. Da kann man selber nichts dagegen tun, wenn es ja nicht mal die können. Früher hatten wir viel besseres Wetter. Wir konnten noch schlitteln und Drachen fliegen lassen. Aber heute ist das kaum noch möglich, bei diesen Bedingungen.

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Allgemein, Glaubenssätze

Wochenende

für alle Gläubigen eine Zeit der Einkehr in das Glaubenshaus. Für alle Meinenden eine Zeit des Lesens der dicken Samstagsausgaben der Zeitungen und dann Einkehr in das Wirtshaus zum Stammtisch um die neuen Meinungen auszutauschen und die alten Meinungen zu bestätigen. Für alle Wissenden Zeit genug den Garten vom Windholz zu befreien oder die Efeuhecke zu schneiden bevor die Vögel nisten.

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Allgemein, Dialog, Glaubenssätze, Ideen und Gedanken

Eine Meinung haben

„Mit kaum einem anderen Wort wird wohl so viel Unfug getrieben wie mit dem Wort Wissen” – jammerte unlängst mein werter Freund Stowasser Franz. Nun, ich weiss nicht. Ist es vielleicht besser, wenn jemand anstatt Wissen einfach eine Meinung hat?  Oder einen Glauben? Wo liegt der der Unterschied? Handelt es sich bei solchen Outings nicht generell um ein vorläufiges Fürwahrhalten? Das Meinen ist in diesem Sinne also keine Form des Urteilens, sondern der Aufschub eines definitiven Urteils. Und als solches Ausdruck einer modernen, unverbindlichen Skepsis. So haben sich im Laufe der Zeit so richtige Kampf-Meiner entwickelt: keine Ahnung von gar nix und doch zu allem eine Meinung.

Lieber Franz, meiner Meinung nach wird auch mit Glauben und Meinung viel Unfug betrieben. Das glaube ich nicht nur, das weiss ich auch, weil ich meine, es so richtig zu spüren. Spürst du es auch? Und was meinst du dazu? Weisst du etwas, was ich nicht weiss? Ich glaube schon.

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Glaubenssätze

Dauerhafte Zukunft

In den blauen Tagen fühlte der Herr sein Glück in jeder Sekunde. In den blauen Tagen dachte er nur wenig an die Zukunft, an seine Zukunft und wie er sie ruhig und dauerhaft gestalten könne. Schon im dauerhaften Gestalten lag eine Schwierigkeit. Weshalb sollte denn gerade die Zukunft dauerhaft gestaltet werden, wo es doch die Vergangenheit auch nicht war. Das Dauerhafte war er. Der Herr dauerte nun doch schon fast 60 Jahre. Sein ICH hatte sich mehrmals im Jahr, mehrmals im Monat, mehrmals in der Woche, am Tag, geändert. So war nichts Dauerhaftes, nur Manches, das mehr Zeit zum Verrotten brauchte als anderes. Auch hier, im Paradies, der Kampf gegen das Verrotten, der Kampf gegen den Rost, die Erosion. Neues aufbauen gegen die Verrottung. Darin erklären sich die Baumeister einig, mehr bauen, viel mehr, denn das gestern Gebaute wird bald zerstört werden, wird sich selbst zerstören durch Erosion, Rost, Fäulnis und anderes – auch durch Kleinstlebewesen, die sich davon ernähren.

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Allgemein, Dialog, Glaubenssätze

Nicht Wissen

Mit kaum einem anderen Wort wird wohl so viel Unfug getrieben wie mit dem Wort „Wissen“. Da behaupten manche, Wissen könne man kaufen, Wissen vorenthalten, Wissen horten, Wissen weitergeben oder Wissen missbrauchen, denn Wissen sei Macht. Dabei wird auf eine Gleichung hingewiesen, die zwar richtig klingt, sich bei näherer Betrachtung jedoch als Quatsch herausstellt. Würde die Gleichung „Wissen = Macht“ halten, was sie verspricht, dann könnten wir sie auch so lesen: „Macht = Wissen“
Na?
Und?
Tja, da zerfällt die schöne suggestive Gleichung, denn wir wissen ja, dass die Mächtigen oft sehr wenig wissen und dass ihre Macht ganz andere Gründe hat. Ein „=“ Zeichen können wir nur dann setzen, wenn wir tatsächlich eine Gleichung meinen und dann sollte die rückwärts gelesen auch stimmen – wie zum Beispiel 2 + 3 = 5 / 5 = 3 + 2

„Ja“, sagen die „Wissen = Macht“ Konstrukteure, „wir meinen ja, dass Wissen zu Macht führt.“ Und auch hier klingt der Unsinn wieder gut. Wissen führt nirgendwo hin und schon gar nicht zu Macht, das weiß jeder, der schon einmal in einer Universitätsstadt Taxi gefahren ist. Da kann es leicht passieren, dass ein Doppel-Doktor der Philosophie und Bibliothekswissenschaft die Droschke lenkt. Nun erscheint es so, als hätten Wissen und Macht gar nichts miteinander zu tun, als seien das völlig unterschiedliche Worte deren Bedeutung wir nur zu kennen glauben, aber nicht kennen. Zur Definition des Wortes Macht gibt es meterweise soziologische Literatur, so einfach scheint dieses Wort also nicht zu sein, und vom Wissen will ich schweigen, das bewegte die Philosophen un Philosophinnen seit Jahrtausenden.

Was wissen wir also?

Und, wer findet das jämmerlich?

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Business Strategien, Ideen und Gedanken

Veränderung reloaded

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Von allen Wissenschaftlern, die auf unserer Erde je geboren wurden, leben zur Zeit rund 80 Prozent. Das bedeutet, das sich die Innovationskadenz, der Rhythmus der Entwicklungen und Erfindungen, dramatisch erhöht. Vor zehn Jahren startete Google und Bill Clinton war in mitten seiner seiner letzten Amtsperidode. 520 Wochen. Ist so gesehen gar nicht viel. Und trotzdem: Wie die Welt sich seither verändert hat! Und in was für einem Tempo! Man hat sich an Realtime gewöhnt.

Nicht nur Systeme oder Landesgrenzen verändern sich unter den omnipräsenten Augen der Öffentlichkeit rasant – auch das Verhalten des Individuums. Der neusten Technik sein Dank. Social Communities, Dialogbased Apps, Flickr, Skype, Facebook, YouTube, MySpace, XING, you name it. Wir kommunizieren locker mobil und virtuell, heissen SpaceyGirl oder Calibra007 und haben keine Ahnung, was in weiteren 520 Wochen Sache ist.

Die Intelligenz der heutigen Rechner lässt sich in etwa mit dem IQ einer Stubenfliege vergleichen. Gegenüber der Leistung vor zehn Jahren ein grosser Schritt. Im Vergleich zu dem was in 10 Jahren möglich sein wird ein Fliegendreck. Die Rechner werden gleich intelligent wie Menschen sein. Was bedeutet das? Ist dann das, was uns von den selbsterschaffenen Robotern unterscheidet, nur noch die Fähigkeit zu fühlen? Wird das reichen, um die Entwicklung aufzuhalten? Und was ist, wenn plötzlich künstliches Fühlen möglich wird? Ooops?

Im Hier und Jetzt zu leben ist gut und schön. Und modern buddhistisch. Die persönliche Veränderung jetzt planen. Manchmal auch nur der Veränderung willen.

Wer sich oft und gerne verändert würde sich dann am meisten verändern, wenn er sich nicht mehr verändert. Zumindest eine Zeit lang. Innehalten als Veränderung. Erklären Sie das mal den Andern: „Ich verändere mich nicht, weil ich mich verändere.“ Ist ja auch egal.

Die nächsten 10 Jahre werden uns massiv verändern. Neben der Ressourcenverknappung wird künstliche Intelligenz die grosse Herausforderung sein. Damit kann man sich schon heute auseinander setzen. Nicht nur aus Vernunft, sondern auch zum Spass. Unter Freunden, in der Firma, in Gresgen, irgendwo. Wer die Wahl hat, hat eher Glück als Qual.

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Allgemein, Glaubenssätze, Ideen und Gedanken

Trip to India

Durch Indien reisen und zwischen den tausenden Eindrücken von fremden Menschen, zerfallenden Gebäuden, grenzwertigen Lebensformen, eigenartigen Gerüchen und nicht verstummen wollenden Geräuschen in Yann Martels Roman Schiffbruch mit Tiger versinken ist unbedingt empfehlenswert. In Bombay (für Alteingesessene kommt Mumbai nicht in Frage) angekommen und im teilweise wieder eröffneten Taj Mahal Palace abgestiegen, hoch über dem Gate to India in sicherer (na ja…) und luxuriöser Umgebung nächtigend, erschreckten mich anderntags die Bilder auf den Strassen der Grossstadt. Arme Gestalten, kauernd im Dreck vor einer kleinen Feuerstelle, Kinder mit Kindern auf dem Arm,  fünf Menschen auf einem Motorrad, Schafe auf von dürren Fahrern gelenkten Rikschas, leuchtende Kleider und weisse Zähne in dunklen, schönen Gesichtern, Unerklärbares an allen Ecken und Enden. 1.2 Milliarden Einwohner. Die haben andere Probleme als wir und als Piscine Molitor Patel, der allerdings auch Inder ist.

Die Kamera um meinen Hals rund 1200, die Uhr teuer, Kleider und Schuhe 500, Sonnenbrille 380 Franken – und ich überlege mir, ob ich dem Fahrer 50 Rupien (1.25 Franken) Trinkgeld geben soll. Pervers? Nein. Im Kontext richtig, finde ich. Und gebe das Trinkgeld ja eh. Einmal sogar 1000 Rupien, denn der Fahrer war Schutzengel mit Lebensversicherungszertifikat. Jaipur – Agra – New Delhi im Auto: Nicht wirklich zu empfehlen. Das ist wie bekifft in einer Seifenkiste mit 100 kmh durch ein Einkaufszentrum während dem Weihnachtsrummel zu kurven. Bei uns kennen wir Geisterfahrer auf der Autobahn höchstens aus dem Radio – in Indien gibt’s etwa 3 pro Stunde live. Meine letzten dunkeln Haare sind nun auch grau.

Eben, die Sache mit dem Trinkgeld. In Indien gibt es vier Kasten plus die Unberührbaren. Die sind ganz unten. Und betteln oft, da ihnen nicht viel anderes übrig bleibt. Für 10 Rupien schauen sie dich verachtend an, hundert sind zu viel. Also nix? Das rät auch der Reiseführer. Kugelschreiber sind beliebt, meinen (180) gebe ich nicht, Esswaren habe ich nicht dabei, also gibz nix. Ignorant, wenn auch gespielt, an Habenichtsen vorbei zu gehen hat nichts Edles. Unsere Sichtweise fordert Kritik an den Umständen, dem sozialen Gefälle, der schreienden Ungerechtigkeit – sie möchte Schuldzugeständnisse für die Vergehen der Kolonialherrschaften. Ich denke, ein Grossteil der Inder geht anders damit um. Das Kastendenken der Hindus erleichtert den Umgang mit dem Schicksal. Es gibt zum Beispiel weit weniger Neid und Missgunst in Indien als bei uns, denn die Menschen gehen davon aus, dass die höheren Kasten auch einmal unten waren und somit ihresgleichen. Und gleichzeitig denke ich, ob ich wohl nicht einfach alles so sehen will, um mögliche Schuldgefühle im Keim zu ersticken. Oder im Strassendreck von Agra oder Delhi – es hat genug.

Ich gebe Trinkgeld für Leistung und die Jury bin ich.

Die schönen Hotels sind unglaublich stilvoll und alle 150000 Angestellten wollen permanent Feedback. Yes, I like the restaurant. Yes, I am happy with the pool service. Yes, the room is very clean. Zuviel von dem, was bei uns oft fehlt. Piscine Molitor Patel hat es letztlich an praktisch allem gefehlt.

Ich bin wieder hier, in meinem Revier. Hat sich nicht viel verändert in den zwei Wochen. Ausser in mir drin. Es ist ruhiger geworden. Kein Wunder. Und vielen Dank an Ganesha, Lakshmi, Krishna, Allah, Jesus und all die andern, die da mitwirken.

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Ideen und Gedanken, Jammern

Nostalgie

Ach, wenn ich an früher denke und an Autos….
Das waren Formen, das war Blech, da war der Lack so dick aufgetragen wie die Butter auf das Brot. Nicht der Windkanal sondern das Design hatte das Sagen. Ein schönes Auto sprach zu mir von Freiheit, Abenteuer, Luxus und duftenden Überlandfahrten.

Hier ein Klassiker, eine Isabella, wie glücklich und schön schon der Name. Es waren Zeiten des Aufschwungs – nicht für alle. Dem Firmengründer Carl F. W. Borgwarth wurde zum Beispiel übel mitgespielt und er überlebte den Untergang seiner Schönheiten nicht. Zum Jammern hatte er allerdings nie Zeit gehabt, so wird berichtet. Zigarre rauchend entwarf er immer neue elegante Auto-Modelle am Reissbrett. Vielleicht verliebt in sein eigenes Schaffen.

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