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Europa und die Krise

„Ich krieg die Krise“ jammern manche und meinen das vielleicht auch ein wenig als Drohung, demnächst aus der einfach berechenbaren Welt auszusteigen. Wer das oft genug getan hat, findet heraus, dass nicht nur die Drohung mit der Krise einen Machtfaktor darstellt, sondern auch die Veranstaltung einer Krise. Wer Krise nicht als Möglichkeit zur Umorientierung sieht, sondern sie als handlungslähmendes Element installieren möchte um Machtpositionen zu sichern und auszubauen, der handelt sicherlich nicht im Sinne demokratischer Entwicklung. In dieser Hinsicht erinnert der italienische Rechtswissenschaftler Giorgio Agamben in einem Interview mit der FAZ dann auch an die Worte von Alexndre Kojève und sieht einen Mittelweg für Europa:

„Welche Perspektiven bleiben Europa noch?
Wir müssen erst einmal dem Wort „Krise“ seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben: als Augenblick des Urteils und der Wahl. Für Europa können wir das nicht ins Unendliche hinausschieben. Vor vielen Jahren hat ein hoher Funktionär des werdenden Europas, der Philosoph Alexandre Kojève, angenommen, dass der homo sapiens am Ende der Geschichte angekommen sei, und nun gebe es nur mehr zwei Möglichkeiten: Den „american way of life“, was Kojève als posthistorisches Vegetieren verstand. Oder den japanischen Snobismus, einfach weiter die leeren Rituale der Tradition zu zelebrieren, die jeder historischen Bedeutung beraubt sind. Ich glaube, Europa könnte dazwischen die Alternative einer Kultur verwirklichen, die human und vital zugleich bleibt, weil sie im Dialog mit der eigenen Geschichte steht und daraus neues Leben gewinnt.“ zitiert aus: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bilder-und-zeiten/giorgio-agamben-im-gespraech-die-endlose-krise-ist-ein-machtinstrument-12193816.html
Ein dritter Weg, ein Mittelweg, das wirkt zunächst einmal beruhigend, wie der heilige Geist bei einer Meinungsverschiedenheit zwischen Vater und Sohn. Doch schon beim zweiten Hinsehen stört dieser dreifaltige Lösungsansatz als zu traditionell und eben ganau nicht an Alternativen orientiert. Denn Alternativen wurden ja gar keine entdeckt, es wurde nur ein altes Dreifaltigkeitsideal angeboten. Würde jedoch die Fragestellung so weit getrieben, dass mehr Alternativen als Dauerkrise („american way of life“), beschwichtigender Formalismus („japanischer Snobismus“) und ein abstrahiertes Gemisch von beiden (human und vital zugleich) sichtbar würden, dann könnten solche Alternativen auch erörtert werden. Einfach aufhören, Fragestellungen mit der (gut/böse -heiliger Geist) Religionsklatsche abzuwehren, dann werden Möglichkeiten sichtbar. Bis das jedoch so weit kommen wird, folgen wir den Wirtschaftslenkern, die sagen, dass sie jetzt „auf Sicht fahren“ und damit den jämmerlichen Kurs Richtung Macht und noch mehr Macht meinen.

Gez.: Juni 2013 Franz Stowasser

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Glaubenssätze

Erkennen und Wissen wurden verwechselt, ein Jammer.

Selbsterkenntnis wurde auf Grund einer peinlichen Übersetzung des Spruches von Delfi so beliebt. Es gibt aber am Selbst nichts zu erkennen, nur etwas zu wissen. Es heißt nicht „Erkenne Dich selbst“, sondern Wisse Dich. Was könnten wir auch am Selbst erkennen können und wer sollte das tun? Wissen ja, ich habe ja meine Geschichte und das Selbst hat seine, aber erkennen?

 „Ich bin, unmittelbar; aber so bin ich nur als lebendiger Organismus; als Geist bin ich nur, insofern ich mich weiß. Gnôthi seauton wisse Dich, die Inschrift über dem Tempel des wissenden Gottes zu Delphi, ist das absolute Gebot, welches die Natur des Geistes ausdrückt.“ [Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, S. 58. Digitale Bibliothek Band 3: Geschichte der Philosophie, S. 62 (vgl. Hegel-Werke Band. 18, S. 51)]

 Selbst Hegel scheint aber erkennen und wissen gleich zu setzen.

Franz Stowasser hingegen denkt Erkennen als ein augenblickliches sensorisches Phänomen, Wissen jedoch enthält Geschichte.

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Heute hätte ich so schön Zeit. Alles Wichtige ist erledigt, gekocht wird erst in einer Stunde und die Wohnung ist sauber. Ja, ich hätte endlich einmal Zeit, um entspannt zu bloggen. Doch es will mir einfach nichts Gescheites in den Sinn kommen. Wenn bloggen, dann bitte intelligent. Soviel Anstand muss sein. Pointiert. Überlegt. Überraschend. Aufwühlend. Klärend. Unterhaltend. Intellektuell zenitär, wie die Beiträge meines Freundes Franz Stowasser aus Gresgen, welcher zur Zeit auf den Kanaren nach- und vordenkt.

Ich suche Hilfe im Web und finde folgendes:

Was ist ein guter Inhalt?
Die Definition, was einen guten Inhalt ausmacht, ist eigentlich eher eine subjektive Frage. (…) Doch nicht nur Leser haben über einen Blog unterschiedliche Meinungen, auch die Blogger selbst.

Ok, diese „Definition“ hilft mir definitiv nicht weiter. Die Definition, was einen guten Inhalt ausmacht, ist eigentlich eher eine subjektive Frage. So ein Schwachsinn. Eigentlich eher subjektiv… öhm, was jetzt? Fast schon rekordverdächtig, dass dieser Satz direkt unter dem Titel: Was ist ein guter Inhalt? steht.

Vielleicht hilft der zweite Abschnitt:

Nützlichkeit und Einzigartigkeit
Finde heraus, was die Leser wollen und gib es ihnen. Nutze deine eigene Leidenschaften, Erfahrungen und Kenntnisse, dass du das Wissen und die Lebenserfahrung deiner Leser erweitern kannst.

Wie bitte findet man heraus, was die Leser wollen? Wer sind die Leser? Eine homogene Gruppe mit synchronisierten Bedürfnissen? Egal – gib es ihnen. Und dann können sie mit deinen Erfahrungen ihre Lebeserfahrung erweitern. Easy. Just do it, Guru.

Ich lasse es für heute bleiben. Es kommt mir nichts in den Sinn und das könnte mich aggressiv machen. Hätte ich jetzt nicht doch etwas geschrieben, wäre ich eigentlich eher der subjektiven Überzeugung geblieben, dass heute überhaupt kein Tag zum Schreiben ist und mir Nichts und Niemand zu einer leidenschaftlichen Idee verhelfen würde.

Manchmal merkt man gar nicht, wie um einen geschieht. So ein Jammer.

Schreibstau

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Schattensprung ins neue Jahr

Mui Ne, VN

Mui Ne, VN

Vorsätze gefasst und bereits vergessen

man soll sich ja nicht unnötig stressen

Vielleicht mal über den Schatten springen

doch das würde auch nichts bringen

Denn schon mit der Landung am Boden

wäre die Trennung wieder aufgehoben

Auch funktioniert es nicht jederzeit

zum Beispiel nicht bei Dunkelheit

Drum lasse besser alles wie’s ist

und produziere weiterhin Mist

Und als kleiner Willkommensbonus im neuen Jahr hier noch ein Ausgehtipp für alle, die lieber im Kollektiv jammern:

Stüssihofstatt 14, Zürich

Stüssihofstatt 14, Zürich

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Glaubenssätze

Vielleicht zu kompliziert, aber da kann ich nichts machen.

Zeitstrukturen, Sprachstrukturen. Heute demontiere, dekonstruiere ich die Sprache, das ist der Bewegimpuls, damit die früher gemachten Versprechungen nicht mehr wahr sein sollen, nicht mehr gegeben sein sollen. Denn, wenn alles Konstruktionen sind, die auch auf der Unkenntnis der suggestiblen Wirkung von Glaubenssätzen und Generalisierungen gegeben wurden, dann handelt es sich bei vielem Gesprochenen um reinen Unsinn. Wer könnte also wirklich wollen, dass dieser Unsinn eingehalten werde?

Eine Motivation des Sprachforschers Franz ist es also, sich aus den Versprechern-Versprechungen freizukaufen. Eben, Versprechungen als Versprecher zu erklären. Die Philosophie kommt plötzlich nicht mehr als freiwillige Beschäftigung daher, das Schreiben nicht mehr als eine Maschine um irgendwann einmal Geld zu produzieren, sondern als eine Freikaufmetapher, als der Wunsch, sich aus den selbst gebastelten Zwängen wieder zu befreien. Nicht das Verhalten des anderen erzwingt so sehr die Distanz, sondern die in guten Zeiten über die dortige Gegenwart hinaus gegebenen Versprechen, die jetzt eingelöst werden sollten und als Zwang, als Gefängnis erscheinen. Im Versprechen versprechen – ich hatte mich versprochen, das habe ich Dir versprochen.

 

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Glaubenssätze

No time to write poetry

Ach hätt auch ich die Zeit zum Dichten
Nur leider hab ich sie mitnichten.
Und auch nicht mit Tanten
Oder anderen Verwandten.
Bin verpflichtet, verplant und verführt
Die trübe Suppe wird kurz umgerührt.
Aufstehen, durchrasen, ins Bett fallen
Träume vergessen, gefangen in Fallen.
100 Visionen und mögliche Ziele
Erreiche wenige, anstatt viele.
86’400 Sekunden
Finden Platz in 24 Stunden.
Oder 1’440 kurze Minuten
Da muss man sich schon sputen!
Karriere machen, Vorsorge planen
Für sich selber und die Ahnen.
Rasch entscheiden was wichtig ist
Dichten ist es sicher nicht.
Kann es nicht sein
Denn kein Schwein
verdient richtig Geld damit
Shit.
Die Tage sind kurz
Das Leben ein Furz.
Klammer:
Es ist ein Jammer.
PS und zur Beruhigung:
Geld allein macht nicht glücklich, wie man sieht:
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