Archiv der Kategorie: Jammern
Minarette ade – Schweiz ahoi?
Urdemokratisch, mutig, weltoffen, tolerant – so haben wir Schweizer uns immer gerne gesehen. Mit dem Votum für das Verbot weiterer Minarette offenbart unser Land aber auch andere Züge, die von Engstirnigkeit, Ängstlichkeit und Abschottungswillen künden. Immerhin haben uns diese Eigenschaften während mehr als 700 Jahren vor fremden Herrschern bewahrt… Die selbsternannten Heimatschützer der Neuzeit haben gestern einen Erfolg errungen, der uns noch zu schaffen machen wird.
Von den 7,7 Millionen Einwohnern der Schweiz bekennen sich weniger als fünf Prozent zum Islam. Viele der Muslime haben sich recht gut integriert. Von der Gefahr terroristischer Anschläge hören wir hierzulande fast nur aus den Medien. Wo Schwierigkeiten mit Muslimen bestehen, können sie nicht durch ein Verbot von Minaretten gelöst werden. Aber der SVP gelang es, aus der Mücke Minarett den Elefanten Islamisierung zu machen. Die nun beginnende Kontroverse über die Umsetzung des Verbots dürfte dem Ausland gleichgültig sein. Leider wird aber die Botschaft vom 1. Advent keine eidgenössischen Grenzen kennen und weit über unser Land hinaus gehört werden.
Ich finde dieses Abstimmungsresultat unglaublich peinlich und habe Mühe, „unsere Schweiz“ zu sagen, oder „unser Land“ zu denken. Ich kann am Zoll nun definitiv nicht mehr stolz meinen Pass zeigen, weil zu viele komplett anders denkende und fühlende Meineid-Genossen denselben zeigen.
Jammern mit Schmidi
Er muss es wissen: Schweizermeister im Geräteturnen, Kabarettist und Bildhauer. Und manchmal haut er auch Bälle:
Max Frisch über Krisen
Heute gibt es ein schönes Zitat ganz umsonst, vorgedacht von Max Frisch:
‚Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.‘
Merke: Kann sein, muss nicht, soll nicht, ist nicht. Deine Wahl!
Brief an mich
ich schreibe mir, weil ich denke, dass das, was ich zu schreiben gedenke, ja doch keine(r) versteht. Ich finde mich unglaublich komplex und kompliziert. Wenn ich erst Emotionen und Gefühle in und aus mir hochsprudeln lassen würde, dann käme ich selbst gar nicht mehr dazu, diese zu ordnen. Und Ordnung braucht es doch, meine ich. Meine Ordnung. Ach, würden nur alle so denken wie ich und in ihren Gedanken Ordnung halten, das wäre eine einfache Welt. Weil so viele Leute anders denken als ich, deshalb habe ich oft so ein schlechtes Gefühl. Und einsam fühle ich mich auch, nicht verstanden noch dazu. Ich brauche doch einen anderen Menschen, einen, an dem ich mich reiben kann, und dessen Gedanken ich lesen kann. Denn, meine eigenen Gedanken lese ich nicht, die kenne ich ja schon. Aber bei anderen weiß ich immer gleich, was die denken oder was sie nicht denken wollen, das ist ja noch schlimmer.
Ich bin ein guter Chef, weiß, was meine Mitarbeiter denken (das ist ja meist ohnehin nicht sehr viel) und ein fürsorglicher Partner. Oft wollen Menschen nur ihren Kopf durchsetzen, ohne zu wissen, wohin es überhaupt geht. Da bremse ich dann gern und das finde ich auch gut. Ich bin dafür, sich erst zu informieren, dann handeln, sonst wird so viel Porzellan zerschlagen. Man kann nicht immer das Beste aller Leben haben. Manchmal gibt’s auch Krisen, auch persönliche Krisen – da muss man dann halt durch, am Ende des Tunnels geht dann schon das Licht aus.

brief an ein getrenntes paar

es tut mir soooo leid, liebe freundin und lieber freund. ich fühle mit. diese tiefe traurigkeit, die einen erfasst, dieses paradox, diese geistigen entscheidungen gegen das herz, das schmerzhafte loslassen von langfristigen zielen und motivierenden idealen, eine ungewisse zukunft zu einem zeitpunkt, in der wir mehr anlehnung und sicherheit brauchen denn je. scheisse. keine routine mehr, früher lähmend und heute vermisst, kein warten (war immer noch besser als gar nicht warten, oder nicht?), leer, matt und müde. falls es noch frohe oder freudige momente gibt, sind diese definitiv zu selten und zu kurz.
es heisst: „in twenty years we’ll look back on this and laugh“. oder man sagt, dass man später irgendwann mal erkennt, dass es „das beste war, das einem passieren konnte“. nur kann man es eben leider zu diesem zeitpunkt nicht klar erkennen und spürt primär diesen verdammten seelischen schmerz… nun denn: „zeit heilt alle wunden“, schön, auch schon gehört aber schon lange nicht mehr selber durch müssen. wir werden es schaffen. wohl oder übel. wie so alles. „the best is yet to come“. jaja. blabla.
in gedanken und sicher auch emotional nah bei euch
—
vielleicht weiss der ausgeglichene soziologe, langfristig erfolgreicher lebenspartner und jammer-experte franz stowasser wie man dies alles am schnellsten hinter sich bringt?
Es gibt kein „wenn“…

Letzthin auf dem Golfplatz
„Hätte ich ein Eisen 7 anstatt der 8 geschlagen, wäre der Ball genau neben der Fahne zum Liegen gekommen und ich hätte dank dem kurzen, sicheren Putt das Turnier gewonnen. Ich bin so dämlich!“
Stopp – du bist nicht dämlich. Höchstens wenn du daran glaubst, dass es die andere Variante in Wirklichkeit gibt. Dann hast du nicht begriffen, dass das Leben keine Hauptprobe bietet. Wirklichkeit ist, du kannst sie nicht rückgängig machen und neu erfinden. Mal angenommen, dein Ball liegt bald schon wieder in ähnlicher Distanz zur Fahne – kannst du dann von der vorherigen Erfahrung profitieren? Nein. Es ist ein neuer Moment, vielleicht hat der Wind gedreht, die Luft ist kälter, der Boden feuchter – du musst wieder neu entscheiden. Und dann zum Entscheid stehen, denn: There ain’t no if.
Zur Zwangslage der Nation
So der Titel des Tages Anzeiger vom 22. August. „Hätte der Bundesrat schon früher von sich aus Hilfe im Kampf gegen Steuerflüchtlinge angeboten, wäre der Schweiz der Abbau des Bankgeheimnisses in Raten unter internationalem Druck erspart geblieben. Und die UBS wäre nicht in ihre ausweglose Lage geraten.“
Ah ja? Wäre das wirklich so? Woher weiss das der Journalist? Solche Thesen erzeugen eine falsche Realität, wirken besserwisserisch und führen nur dazu, dass die gläubige Öffentlichkeit mit dem Finger auf Täter zeigen kann. Bundespräsident Merz hat sich ausserdem bei Diktator Quadhafi entschuldigt. Man kann davon ausgehen, dass er dies vielleicht etwas voreilig und nicht aus persönlichem Interesse tat. Der Staat löscht die Feuer, welche von der Wirtschaft entfacht werden. Und die Wirtschaft sind wir. Wären wir doch nur nicht so gierig. Wir sind es aber, denn: There ain’t no if.
Sie sind weg…
… die Bilder der NASA. Toll, das gibt Futter für die Glaubenssätze deren, die nicht an die Mondlandung glauben. Lustig – die glauben, dass Sie nicht glauben. Also glauben sie doch und gleichzeitig nicht. Ich glaube also bin ich?
Ebenfalls weg sind viele Eingeborene, Fluchtgenossen, auf der Suche nach stabilem Wetter und kleinen Abenteuern. Hier ist es etwas ruhiger als sonst. Und auch günstiger. Ein Liter Biomilch kostet im Supermarkt von Toscolano 1.85 Euro. Das sind 2.75 Franken. In der Schweiz kostet er neu 1.55 Franken. Ich kapier das nicht.
Ich geniesse die kühlen Tagen, wünsche mir einen kühlen Kopf und albträume von Ferien am Meer.

Grosses Lachen
in den Vorstandsetagen der Banken. Deutschland: „Koalition droht den Banken“ lesen wir in den Zeitungen – diese Überschrift stammt aus der Badischen Zeitung von Montag 6. Juli 2009 und lachen mit den Bankvorständen um die Wette. Einige der Herren sollen bereits beim Haussanitäter ein extra Sauerstoffzelt allein für die Chefetage angefordert haben. Nur für den Fall, dass jetzt häufiger solche Pressemeldungen kommen. Nach dem erfolgreichen Jahrhundertgeschäft: Die Banken bekommen Milliardenbeträge als Belohnung für schlechtes Geschäftsgebaren und faule Kredite. Diese Milliardenbeträge werden bei den Banken für teures Geld als gute Kredite vom Staat aufgenommen. Der Staat läßt die Banken also gleich zweimal an einem Geschäft verdienen und stellt zusätzlich noch den Kreditbetrag zur freien Verfügung (welcher KMU wünscht sich auch einmal solche Verträge, bitte melden!) Damit die wählenden Demokraten den Schwindel nicht merken, werden die Banken jetzt „mit Liebesbezug“ (Sonntagszeitung vom 5. Juli 2009) bedroht – und die Herren lachen sich krank, was der Geundheitsreform in Deutschland wieder Auftrieb gibt.
Ein Trost ist allerdings in Sicht. Teilweise kann das für die Banken verschwendete Geld wieder reingeholt werden. Wir lesen wieder die Badische Zeitung und sind begeistert: „Frühpensionär kassierte doppelt“ Deshalb wurden an seiner Frühpension glatte 20% gekürzt, das wird die Staatskassen wieder füllen, muss ja auch so sein, denn es warten noch einige Banken in Deutschland auf bitter nötige Zuwendung.
Es hätten auch einige produktive und gesunde KMUs gewartet, doch die hatten leider Pech.


