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Zeit brauchen

Aha.

Ich darf 3 Stunden gebraucht haben. Von was? Wofür? Seit wann? Absolut oder relativ? Ich darf? Wer verfügt über diese Rechte?

Kann ich Zeit brauchen? Sie anhalten? Beschleunigen? Verschwenden? Verschenken? Geniessen? Verwünschen?

Zeit fliesst. Sie rennt. Sie fliegt. Sie kommt und vergeht. Sie verrinnt. Manchmal steht sie einfach still. Welchem Betrachter soll man glauben?

Zeit und Raum sind mit dem Urknall entstanden, heisst es. Was war dann eine Sekunde vor diesem Ereignis?

Ich gebe auf. Ich habe keine Zeit für Gedanken an dieses verwirrende Konstrukt.

So eine blöde Tafel, die da wichtigtuerisch auf dem Golfplatz von Otelfingen im Rasen steckt. Keinen Ball habe ich danach mehr getroffen: Mein Timing war Vergangenheit und ich sah gegenwärtig keine Zukunft mehr.

So ein Jammer.

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Homerun

Nach 10 Wochen in Südostasien aus dem Rucksack gelebt, stehe ich morgens plötzlich gern vor dem Kleiderschrank und geniesse die Qual der Wahl. Das war vorher nicht so. Zeitlupentempo.

In Saigon (HCMC) leben rund 9 Millionen Menschen, die auf 7 Millionen registrierten Scooters die Strassen fluten. Irrsinn.

Die Bahnwagen 2. Klasse der SBB sind klasse. Sauber und pünktlich und klar angeschrieben. Vorher waren sie das nicht. Billetkontrolle.

Für 1 Dollar gibt es Suppen mit Tofu oder Nudeln mit Chicken oder süssen Reis mit Mango. Oder einen Granatapfelsaft. 2 Kilogramm Mangos gibt es für 80 Rappen. Schlaraffenschnäppchenland.

Flexible Vegetarier sind willkommen:

720 Jahre latenter Frieden versus 130 Jahre Krieg. Demokratie versus Unterwerfung. Kaffe crème versus Chilli-Schoten. Strikte Ladenschlusszeiten versus täglicher Überlebenskampf. Lichtsignalanlagen zu Dekorationszwecken. Es ist schon ziemlich anders.

Jetzt bin ich ja wieder da, bzw. hier und tanze entspannt ums goldene Kalb. Jammern war gestern, jetzt ist Dankbarkeit angesagt. Ablaufdatum?

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Neue Hoffnung

Berlustconi, pardon, Berlusconi ist zurückgetreten. Tausende jubeln, liest man. Und:  Ende der Hängepartie, Volksfestsimmung in Rom! Und in den Nachrichten hiess es kurz danach, dass die Finanzmärkte positiv auf den Rücktritt reagieren. Toll! Öhm – wer bitte? Die.. wer? Finanzmärkte? Wer ist das? Oder: Wer sind die?  Und wen interessiert es, ob sie mit dem Volk mitjubeln, dessen Hoffnung sie teilen? Was für einen Wert hat deren Meinung noch? Die ganze Sache läuft aus dem Ruder, wir spüren es. Klar konnten wir nicht bemerken, dass der einfach zu erreichende Reichtum nur künstlich und von kurzer Dauer sein kann – wir waren allesamt geblendet von den unbegrenzt erscheinenden Möglichkeiten künstlicher Erfolgsprodukte von schlauen Finanzmathematikern. Jäger im Blutrauch halt. Wir alle. Tierisch und doch menschlich. Wir hofften immer noch. Und Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Der neue Hoffnungs-Träger heisst Mario Monti, ist 68er-jähriger Wirtschaftsprofessor aus Varese und ehemaliger EU-Kommisar. Sie nennen ihn bereits jetzt „Super-Mario“. Und die Finanzmärkte reagieren positiv. Gefühlsmässig bleibt nach dem Abgang des Cavaliere (wer hat wohl diese Missinterpretation kreiert?) nichts anderes übrig, als positiv zu reagieren. Was am Boden ist, kann nicht tiefer fallen. Diese Erkenntnis braucht wenig Verstand.

Also was ist jetzt wirklich positiv? Dass nun der Weg für neue Lösungen  geebnet ist?  Wir wissen, wie es lief: Papi wollte sich zum Abschied noch mit dem Durchdrücken des Sparpakets brüsten, um doch noch ein paar Euro-Punkte auf sein Konto zu buchen. Doch die Opposition hat ihm diesen Abgang vermiest und so ist man wenigstens einen weiteren Betrüger etwas schneller los. Doch was ist mit den Lösungen? Was genau ist jetzt geebnet? Der Weg zum vergrösserten EU-Rettungsschirm? Der Weg der armen Griechen zur Arbeit? Dass Milliardäre plötzlich einsichtig Steuern zahlen? Dass Deutsche weiterhin ihre EU-Angehörigen im Süden unterstützen? Dass explodierende Staatsverschuldungen und Konkurse von mitfühlenden Aktionären freiwillig gedeckt werden? Das ist etwa so naiv , wie das Umgruppieren von Liegestühlen auf dem Luxusdeck auf der Titanic.

Wessen Geld verteilen wir hier?

Die Finanzmärkte wissen es doch auch schon längst  nicht mehr. Sie reagieren einfach einmal positiv, weil sie sich so gegen aussen einfach verständlich machen und vertrauenswürdig erweisen können, um dann unter dem Strich weiterhin ihre persönlichen Rettungsschirmchen zu bauen. Doch was sollen alle die tun, die noch an Finanzmärkte glauben? Wie reagiert man positiv? Mario Monti-Aktien kaufen? Olivetti? Formaggio? Staatsanleihen? Vom Niedergang profitieren?

Wessen Schulden teilen wir hier?

Wir kehren zurück zu einer alten Logik: Von nichts kommt nichts. Was allerdings mehr schmerzt, ist die Weiterführung dieses Gedankens, der Blick in die Zukunft: Wo viel war, wird viel fehlen. Auch den Finanzmärkten. Wer immer das ist.

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Glaubenssätze

Neulich

traf ich einen alten Freund in einem Internet-Cafe in Berlin. Zunächst erinnerte ihn das Bild, das er sich von mir durch seine tränenden Augen machte, nicht an den, der ich einst war. Doch dann, nach einiger Zeit und ein paar reboots hat er mich doch erkannt und gelächelt. Etwas müde gelächelt und auf meine Frage, was den anstünde, geantwortet: „das Internet hat mich verloren“. Ja was, dieses weltweite Datennetz, das doch alle und jeden erfasst, das in den keywordclouds auch den kleinsten Kaufwunsch aufspürt, das soll Dich verloren haben? „Ja“, sagte er, „das Netz muss Löcher haben und durch eines bin ich gerutscht.“ Das war mir neu, das Internet soll Löcher haben, konnte ich mir nicht vorstellen. Sofort tippte ich meinen Namen in die Suchmaschine und, Gott sei Dank, es gab noch Nennungen, weniger zwar als noch vor einer Woche, aber es gab noch Nennungen. Doch, bei genauem Hinsehen viel weniger Nennungen als noch vor einigen Wochen. Was, wenn dieser Trend anhielt, was, wenn die Suchmaschine einfach immer mehr Nennungen tilgt, einfach raus fallen lässt, was, wenn es einst nicht einmal mehr ein Loch braucht und ich einfach durch die Maschen falle? Gibt’s da schon eine Selbsthilfegruppe? Ich hab‘ eine ganz neue und sehr zeitgemäße Neurose entwickelt: „Netzverlust“. Fische freuen sich wahrscheinlich, wenn sie durch ein Loch im Fangnetz schlüpfen können, noch einmal in die Freiheit. Ich nicht, denn wer garantiert mir, dass außerhalb des Internet so was wie Freiheit existiert, vielleicht ist da alles immer dunkel und mich gibt es dann nicht mehr. Ich fasste den Freund bei den Schultern um zu spüren, dass er noch existiere. Er war noch da, aber innerlich schon etwas hohl, fast hätte ich durchgreifen können.

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Glaubenssätze

Alles kaputt

sagte ein Bank Manager im schwarzen Anzug. Ja, im schwarzen Anzug, sie tragen schon seit der letzten Krise schwarze Anzüge. Im Städchen spricht man schon von der Bänker Trachtengrupppe, schwarze Anzüge und eine dunkle Kravatte. Was soll das? Trauer ausdrücken, Integrität, Bedeutung, Ernsthaftigkeit? Das ist doch den Anlegern egal, ob ihr Geld ernsthaft und traurig baden geht oder lustig den Börsenstrudel runterwirbelt. Doch, ich finde, das zeigt eine Einstellung, der schwarze Anzug. Es signalisiert ein „wir sind traurig, dass Ihr angelegtes Geld so schnell bei uns flöten geht“ oder baden oder den Bach ab oder verloren oder sonst was.
Wir begegnen ihnen auf Bahnhöfen und Flughäfen. Wären sie in blaues Tuch gekleidet, so vermuteten wir Mormonen, in dunklem grau eher Jehovas Zeugen, doch ganz in schwarz, ohne Armbinde für die Trauer, das sind heute Bänker.

Weshalb ich Bänker mit ä schreibe? Na weshalb denn nicht?

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Wir steigen aus

Der Bundesrat hat entschieden, das Volk nickt zustimmend, alle sind zufrieden mit der eigenen Vernunft: Atomstrom hat keine Zukunft – wir steigen aus. Toll. So einfach geht das und schon lacht einen die Zukunft unverstrahlt an. Fukushima hat uns Augen und Poren geöffnet . Wer konnte nur so lange blind sein, weshalb hat man nicht früher gehandelt?  Man wusste  ja schon lange, dass das Spalten von Atomen gefährlich ist!

Wir steigen aus.

Rund 40% des Strombedarfs der Schweiz wird zur Zeit durch Atomenergie gedeckt. Gleichzeitig verhindern Heimat- und Umweltschutz, strenge Bauvorschriften und Einsprachen ein zügiges Umsteigen auf erneuerbare Energien. Windparks in unserer Nähe? Nein danke!  Solarzellen auf Hausdächern in Kernzonen? Kommt nicht in Frage! Trotzdem:

Wir steigen aus.

Wie bitte? Wer ist hier zu Lande bereit, einen echten Beitrag zu leisten und auf 40% des persönlichen Stromverbrauchs zu verzichten? Das heisst, an 2.8 Tagen pro Woche auf jeglichen Strom zu verzichten? Kein Licht, kein Computer, kein Handy, kein TV, kein Radio, kein öffentlicher Verkehr, keine warme Küche, kein wasweissich.

Wir steigen aus.

Kernkraftwerke produzieren durch Betrieb und Herstellung über die Lebenszeit weniger CO2 als Solarstrom.  So führt – nur so nebenbei – der Ausfall von Atomstrom zu einer Erhöhung der Treibhausgasemissionen durch die alternative Stromproduktion. Dabei wüsste man ja schon heute, dass ein Ozonloch gefährlich ist. Oder sein kann. Oder einmal sein könnte. Ähnlich wie die Endlagerung atomaren Abfalls. Aber das ist ja noch weit weg, das werden unsere Nachfahren zu lösen haben. Und damit sie es dann auch noch können wenn es soweit ist, müssen wir jetzt dringend dafür sorgen, dass sie gesund bleiben:

Also steigen wir aus!

Wir steigen aus aus Atomstrom, aus Ausbildungen, aus Beziehungen, aus Laufgittern, aus Verträgen, aus Vereinen, aus Auto und Flugzeugen und immer wieder aus der persönlichen Verantwortung. Wieso steigen wir nicht einfach aus  unseren angestammten Verhaltensmustern aus? Vielleicht weil jammern einfacher ist?

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Glaubenssätze

Antwort auf die „nächste Gesellschaft“

Thesen zur nächsten Gesellschaft: Sprachblindheit

Parallel zu Dirk Baeckers 15 Thesen der nächsten Gesellschaft.

1. Memristoren, die neu verstandenen Bausteine der Elektronik bestimmen die unfreiwillige Geschichtskonstruktion der nächsten Gesellschaft.

2. Die Kulturform der nächsten Gesellschaft zeigt sich in der konsequenten Verneinung des Nicht-Ich und der gezielten Ansprache des Multi-Ichs. Identitäten werden aus der Vervielfachung der Eigenvermeindlichkeit gewonnen.

3. Eine Strukturform der nächsten Gesellschaft gibt es nicht, da Struktur gerade das darstellt auf dessen Kosten sich die nächste Gesellschaft etabliert.

4. Die Integrationsform der nächsten Gesellschaft wird obsolet, weil nichts vorhanden sein wird, in das integriert werden könnte. Vielmehr wird verworfen, was dem Multi-Ich nicht ähnelt. Unähnliches erscheint momentan als Kunst wieder.

5. Die Politik in der nächsten Gesellschaft erschöpft sich in der Bildung von Alltagsmetaphorik und narrativer Reglungsillusion (schöne Geschichten als Kleister für die bunten Tapeten).

6. Die Wirtschaft der nächsten Gesellschaft reduziert sich auf die Verteilung technisch machbarer Fortschritte und das Schaffen und Erhalten großer Kapitale.

7. Die Kunst der nächsten Gesellschaft heißt „Überleben“. Dieses Thema wird in den unterschiedlichen Aspekten an Verworfenem durchgespielt.

8. Die Wissenschaft der nächsten Gesellschaft ist tot, weil die Dokumentenstruktur durch Performate abgelöst wurde. Originalität kann und soll nicht mehr gewährleistet werden.

9. Die Religion der nächsten Gesellschaft heißt Datensammlung und Exekutive.

10. Die Organisation der nächsten Gesellschaft ist unbewußt kenogrammatisch. Die Leerstellen werden allerdings mit selbstreferentiellen Evaluationsdaten gefüllt.

11. Die Technik der nächsten Gesellschaft erschafft den ungeselligen Menschen.

12. Die Reflexionsform der nächsten Gesellschaft besteht in ihrer Formlosigkeit. Reflexion heißt dann nur noch: ständige Wiederholung starker Reize.

13. Der Begriff des Individuum stirbt mit der nächsten Gesellschaft. Individualität existiert nur als auf das Selbst bezogene Illusion. Die Massenmedien stellen stündlich leicht geänderte Illusionen zur Verfügung.

14. Die Moral der nächsten Gesellschaft liegt in der anerkennenden Evaluation der Medientätigkeit.

15. Die Negationsform der nächsten Gesellschaft ist eine Sprachkrankheit die sich in psychischen und körperlichen Störungen zeigt. Sie wird in dem Sinne unberechenbar produktiv, als sie nicht zurückweist sondern Anleihen unzeitgemäßer Moralfragmente tradiert. Lachen, eine bislang praktizierte Negationsform wird in Lachseminaren als Körpererregung erlernt.

Franz Stowasser Mai 2011

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Glaubenssätze

Überstanden

Viele meinen: „Gott sei Dank, die Krise ist überstanden“ und freuen sich. Ich freue mich auch, wenn sich viele freuen und denke doch etwas skeptisch darüber nach, welche Lernprozesse stattgefunden haben. Nun gut, Elektroautos werden gebaut, Menschen machen sich Gedanken wie sie vom Erdöl unabhängiger werden können und befürworten einen Wechsel zu erneuerbaren Energien. Was aber haben wir gelernt? Ducken und durchhalten? Weiterlaufen? Nach innen orientieren?
Was habe ich gelernt? Das kann ich beantworten: Meine Zukunftszenarien überprüfe ich jetzt regelmäßig und investiere viel mehr in Freude, Intelligenz, Kommunikation, Denken, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen statt in langfristige Versicherungsverträge, Anlagen und Fonds. Die Versprechungen aus der Welt von Morgen wurden für mich unglaubwürdig. Als ich „unglaubwürdig“ schreibe fällt mir auf, dass ich auch nicht mehr so leicht glaube wie vor der Krise, glaub‘ ich.

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Allgemein, Ideen und Gedanken, Jammern, Positiv handeln

Harte Zeiten

Zur Zeit jammern vor allem die Borkenkäfer. Sie haben allen Grund dazu: Temperaturen um -5° C.elsius. Brrrr. Und sie jammern ziemlich einsam, denn sie haben seit langer Zeit keine Presse mehr. Sie wurden schlicht und einfach von Bomben im Irak, Öl im Golf, Wasser in Pakistan, Berlusconi in Italien, Kachelmann in Frauen, und so weiter, überrannt. Tja.

Andrerseits sind das auch gute Nachrichten für die Borkenkäfer, denn wer sich quasi anonym in der Menge bewegen kann, ist privilegiert. Kann Energie sparen und sich ungestört auf den nächsten Auftritt vorbereiten. Berühmtheit und Präsenz ist nicht alles. Hat nicht nur Vorteile. Manchmal zwar schon. Anyway – think positive – der nächste Sommer kommt bestimmt! Irgendwann…

PS: Vielen Dank Franz für deine Beiträge. Wirklich hochstehend. Und entschuldige meine Sendepause. Ich mache jetzt auch wieder mit. Eher bodenständig. Man macht, was man kann.

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Allgemein, Business Strategien, Führungs-Training, KrisenNavigation Seminare und Coaching

Strategieänderung

angeregt durch dieses Video:

sollten auch die politischen Streiter ihre Strategie ändern. Ich plädiere für einfaches Mitgehen bei Politikern und Polizisten, mitgehen zu Teambesprechungen und Einsätzen, mitgehen wie der Schatten der Politik statt gegenüberstehen und starren.

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